Die populärste Biene in unseren Gefilden ist natürlich die Honigbiene. Weniger bekannt ist, dass es in Deutschland daneben noch weitere 560 Wildbienenarten gibt (Österreich: 690 Arten; Schweiz 617 Arten). Sie sind auch gar nicht so leicht zu erkennen, denn sie sehen völlig unterschiedlich aus. Manche sind klein wie Mücken, manche groß, manche sind rot, gelb, braun, schwarz. Manche tragen Pelz, andere nicht. In diesem Beitrag soll es darum gehen, weshalb diese Wildbienen so wichtig für uns sind, wieso sie gefährdet sind und wie wir ihnen helfen können.
Warum ist die Wildbiene so wichtig?
In Europa benötigen etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und rund 80 Prozent der Wildpflanzen bei ihrer Bestäubung die Unterstützung von Insekten. Ohne Bestäubung ist die Fortpflanzung unmöglich. Auch Enten würden sehr viel geringer ausfallen, wenn es nicht genug Insekten gibt, die unterstützen. Beispielsweise ist die Ernte von Raps, Fenchel, Tomaten, Paprika, Auberginen, Melonen, Zucchini, Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeren oder Früchten von Obstbäumen von Insekten abhängig. Will man das ganze wirtschaftlich ausdrücken, dann beeindruckt vielleicht die folgende Zahl: Der Wert der Insekten-Bestäuberleistung in Europa beträgt in Geld ausgerechnet 14,2 Milliarden Euro pro Jahr. Und Wildbienen übernehmen dabei den Hauptjob.
Was zeichnet die Wildbiene gegenüber der Honigbiene aus?
Erst einmal ist die Wildbiene deutlich effizienter darin, den notwendigen Bestäuber-Auftrag zu erledigen: Für die Bestäubung eines Hektars mit Obstbäumen braucht man zum Beispiel ein bis zweieinhalb Honigbienenvölker also um die 10.000 Honigbienen. Der selbe Job kann von 530 Weibchen der gehörnten Mauerbiene erledigt werden. Wildbienen sind auch nicht so abhängig von gutem Wetter wie Honigbienen. Sie ziehen schon im Februar/ März bei Temperaturen ab 2 Grad Celsius los, kümmern sich also um die Frühblüher unserer Vegetation. Am wichtigsten ist aber, dass Honigbienen sich auf wenige Arten spezialisiert haben. Sie interessieren sich zum Beispiel gar nicht für Schmetterlingsblütler oder Nachtschattengewächse. Manche Pflanzen, wie Rotklee, Eisenhut oder Rittersporn, können auch aufgrund ihres Körperbaus nicht von Honigbienen bestäubt werden. Sie gelangen in den tiefen Kronröhren dieser Gewächse nicht bis ganz unten.
Wieso ist die Wildbiene gefährdet?
Der Anspruch an den Lebensraum für Wildbienen ist sehr hoch. Ein Gebiet muss nicht nur trocken und sonnig sein, damit Wildbienen sich dort wohlfühlen können. Es muss auch ausreichend blühende Pflanzen als Nahrung, Nistmöglichkeiten und Material für den Nestbau bieten.
Wildbienen leben nicht zusammen in einem Bienenstock, sondern sie bauen Nester in gegrabenen Gängen im Erdboden, in Hohlräumen in Totholz oder Pflanzenstengeln, Fels oder Mauerspalten. Für ihre Nester benötigen sie Baumaterial, wie zum Beispiel Erde, Laub- oder Blütenblattstücke, Pflanzenwolle, Harz, zerkautes Blattmaterial, Mark- oder Holzpartikel. Manche haben auch Sonderwünsche wie Pflanzenhaare oder Blütenblätter der Mohnpflanze. Die Nester dürfen nicht zu feucht werden, weil die Larven sonst dem Pilzbefall ausgesetzt sind. Trockene sonnige Plätzchen sind wichtig. Und nicht zuletzt muss ausreichend Nahrung, also Blüten mit Nektar, zur Verfügung stehen.
Damit die Wildbienen geeigneten Lebensraum finden, braucht es also vielfältige, kleinteilige Landschaften, die ein großes Angebot an verschiedenen Blütenpflanzen und Nistmöglichkeiten bieten. Leider sind aber genau diese Lebensräume in den letzten Jahrzenten einer auf Effizienz ausgerichteten Landwirtschaft und einem hohen Flächenverbrauch für den Bau von Immobilien und Wohnraum zum Opfer gefallen. Aggressive Pflanzenschutzmittel vernichten wichtige Nahrungsquellen der Insekten. Etwa die Hälfte der heimischen Wildbienen steht deshalb auf der Roten Liste für bedrohte Arten.
Was können wir tun, um den Bienen zu helfen?
Nisthilfen bereit stellen: Wenn Ihr an einem trockenen, sonnigen Ort auf der Terrasse, dem Balkon oder im Garten Nistplätze anbietet, werden diese recht zügig von Wildbienen „bezogen“ werden. Einige Anbieter verschicken sogar Kokons im Internet, aber eigentlich braucht es das nicht, denn Mauerbienen und Sandbienen sind eigentlich immer noch ausreichend verbreitet, so dass sie schnell die Möglichkeiten entdecken werden, die sie bei Euch haben.
Es gibt viele Anbieter von Nisthilfen, zum Beispiel aus gelöchertem Ton. (z.B. www.wildbiene.com; www.mauerbienen.com; www.bienenhotel.de ) Du kannst Dir ein Totholz-Gebilde aber auch selbst basteln, wie wir es auf den Bildern darstellen. Dafür kannst Du Bambus-Stäbe, Schilfstängel, Natur-Strohhalme, Staudenknöterich oder anderer nicht mit Mark gefüllten Stängeln nutzen. Die Stengel sollten unterschiedlich dick sein und innen einen Durchmessen von 2 bis 10 mm haben.
Nahrung: Wildbienen können mit den heimischen Blüten am meisten anfangen. Erkundige Dich, welche heimischen Wildblüten es in Deiner Region gibt und pflanze sie an. Im Garten, auf Brachflächen, gerne auch auf dem Balkon. Infos und Saatgut findest Du zum Beispiel auf dieser Seite: https://www.rieger-hofmann.de/alles-ueber-rieger-hofmann…
Auch Obstbäume helfen. Wir Grüne in Oberkrämer und Leegebruch schauen uns gerade um, wo wir vielleicht in diesem Frühjahr eine gemeinsame Saataktion gestalten könnten, um Wildblumen anzupflanzen. Wenn Du von jemandem weißt der möglicherweise eine Fläche für eine Wildblumenwiese zur Verfügung stellen würde, bitte stell gerne den Kontakt her.
Danke