Der 30-jährige S. kann es noch gar nicht fassen: „Ich bin einfach die Straße entlanggelaufen. Der Mann hat mich direkt angeschaut und „Verpiss Dich, Nigger!“ gerufen. Was habe ich ihm getan?“ Solche Situationen machen ihn traurig, sagt S. Zum Glück gibt es auch viele andere Beispiele. Menschen, die ihm geholfen haben Deutsch zu lernen, Unternehmen, die ihm einen Praktikumsplatz angeboten haben. Doch in Situationen wie dieser ist er ratlos.
Vor vier Jahren ist S. mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn aus Kenia nach Deutschland gekommen, weil sein Stamm in Kenia verfolgt wurde. Ihm persönlich drohte Gefängnis, ohne, dass konkrete Anschuldigungen vorlagen.
Das oberste Ziel der Eltern war es, hier zügig Arbeit zu finden und ihren Beitrag zu leisten. Die beiden haben sehr schnell Deutsch gelernt. S. hat Tag und Nacht gelernt, um sein Wissen auf den hier erforderlichen Kenntnisstand zu bringen. Er ist Webprogrammierer. Mittlerweile hat er tatsächlich einen Arbeitsplatz im Bereich Marketing eines kleinen Unternehmens gefunden. Auch seine Frau geht jeden Morgen sehr früh aus dem Haus, sie macht eine Ausbildung in der Krankenpflege. Hier werden dringend Menschen benötigt, die sich einsetzen. In Oberkrämer haben sie zu dritt eine kleine Wohnung gefunden. „Wir fühlen uns wohl, aber manchmal merken wir, dass wir feindselig angeschaut werden, oder Menschen beginnen zu flüstern.“
Und das, was S. und seiner Familie regelmäßig im Alltag passiert, ist leider noch immer keine Ausnahme. Rassismus ist noch immer eine brutale Wirklichkeit in unserem Land! Die Anschläge in Hanau und Halle, die Taten des NSU, der Mord an Walter Lübcke – sie alle zeigen es.
Gleichzeitig erheben immer mehr Menschen ihre Stimme gegen rassistische Gewalt und Diskriminierung und stellen sich gegen den Hass, egal, ob im Netz oder auf der Straße. Denn nur gemeinsam können wir erreichen, dass sich alle Menschen in diesem Land frei und sicher fühlen. Heute ist der Internationale Tag gegen Rassismus. Das nehmen wir zum Anlass, gemeinsam die Bundesregierung aufzufordern, Rassismus und Rechtsextremismus im Netz und auf der Straße zu bekämpfen.
Unterzeichne jetzt den Appell und stehe ein für eine Gesellschaft der Vielen und gegen Rassismus! Rassismus ist für zahlreiche Menschen in Deutschland alltäglich. Das darf nicht sein! Unterzeichne jetzt unseren Appell: gruene.de/gegen-rassismus
Wir setzen uns ein für eine Gesellschaft der Vielen, in der alle in Sicherheit und Freiheit leben können. Deshalb fordern wir:
1. Konsequente Erfassung und Verfolgung von Gewalt, Verschwörungstheorien und Hetze im Netz durch die Einrichtung einer flächendeckenden virtuellen Polizeiwache, bei der man online Strafanzeigen gegen Hass im Netz stellen kann.
2. Eine wirksame Verschärfung des Waffenrechts.
3. Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften, die sich rechtsextremen Straftaten widmen und dafür mit ausreichend Personal ausgestattet sind.
4. Ein entschiedenes Vorgehen gegen rechte Strukturen in den Sicherheitsbehörden.
5. Eine „Task Force Rechtsextremismus“ als Anlaufstelle für Menschen, die von rechter Gewalt bedroht sind.
6. Einen Fonds für Opfer von rechter Gewalt.
7. Die Stärkung antirassistischer Arbeit in Schulen.
8. Ein Demokratiefördergesetz als Grundlage für die Förderung von politischer Bildung, von antirassistischen Initiativen und von Aussteigerberatung für Rechtsextreme.
9. Den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Verwaltungen und Behörden, insbesondere der Polizei, zu erhöhen.
10. Ein Partizipations- und Integrationsgesetz, das umfassende gesellschaftliche Teilhabe für Menschen, die rassistisch diskriminiert werden, sichert und die interkulturelle Öffnung von Institutionen fördert.