Pressemitteilung der Fraktion B90/Die Grünen / Freie Wähler /Linke des Gemeinderates Oberkrämer zum Thema „Vandalismus in Bötzow“
Nicht nur in Bötzow, auch in Oranienburg, Leegebruch und anderen Orten Oberhavels zeigt sich derzeit ein Phänomen, das die Gemeinden vor eine Herausforderung stellt:
Jugendliche suchen Orte, an denen sie sich mit Gleichaltrigen treffen und selbstbestimmt und selbstorganisiert ihre Freizeit gestalten können.
Sie loten dabei Grenzen aus und benehmen sich, wie es Jugendliche zu allen Zeiten getan haben.
( Siehe Aristoteles)
Eigentlich ein völlig normaler und wichtiger Entwicklungsschritt und in Zeiten medialer Vereinsamung unbedingt unterstützenswert.
Das bedeutet nicht,dass z.B. Sachbeschädigungen hinzunehmen sind oder gar geduldet werden sollen, aber eben auch nicht die Jugendlichen darauf zu reduzieren.
Diese Orte sind in den Gemeinden jedoch leider nicht (mehr) vorhanden oder sie entsprechen nicht den Bedürfnissen der Teenies.
In der Folge kommt es unweigerlich zu Konflikten mit der Gemeinschaft, wenn Jugendliche Plätze beanspruchen, die nicht für sie gedacht sind.
Zu kurz gedacht und unfair ist es, den Kids dafür die Schuld zu geben oder sie auf „unerwünschte“ Verhaltensweisen zu reduzieren.
Die Jugendlichen haben ein Recht darauf, ihr Leben selbst zu gestalten und als wichtiger Teil der Gemeinschaft einbezogen und wertgeschätzt zu werden.
Die Gemeinschaft tut gut daran, die Erwachsenen von morgen ernst zu nehmen.
Dringend ist daher geboten, alle Betroffenen an einen Tisch zu holen, um gemeinsam gute Lösungen zu entwickeln.
Die Jugendlichen sind kein „Ärgernis“!
Wir als Erwachsene sind gefordert, gemeinsam mit ihnen die Eckpunkte unseres Zusammenleben festzulegen und ihnen Vertrauen zu schenken und Verantwortung zu übertragen.
Nur dann haben wir auch die Chance, mit ihnen bezüglich ihrer Probleme
und Herausforderungen (Drogen, Alkohol, etc.) ins Gespräch zu kommen.
Fachlicher Hintergrund:
„Erwachsenwerden ist ein Wechselspiel vom Erfahren von Grenzen, vom Ausloten und vom Finden von gänzlich eigenem Neuen.
Die Selbstfindung verlangt es, im ständigen Ausloten von Grenzen, Neues zu erforschen.
Nichts wird so sein, wie es einmal war. Jugend ist eine Zeit des Abschieds.
Die Kindheit ist vorbei. Um Neues kennenzulernen, muss Altes losgelassen werden.
Abgrenzung ist ein wichtiger Schritt, denn Jugendliche beginnen, ein eigenes Leben jenseits der Familie zu
führen und sich abzulösen. Jugendliche wachsen vermehrt in ihre peer-group hinein.
Einerseits benötigen sie Zuwendung, andererseits sind sie oft sehr konfrontierend.
Junge Menschen brauchen eigene Reviere. Diese sollten für die anderen tabu sein.[…]
Einer der großen Fehler der Erwachsenen in der Erziehung von Jugendlichen ist es, diese Reviere nicht zu respektieren.
Die Spannung für die Erwachsenen muss in dieser Lebensphase darin liegen, nicht alles zu wissen.“ (Stangl, 2020).
Verwendete Literatur
Stangl, W. (2020). Entwicklungsaufgaben im Jugendalter. [werner stangl]s arbeitsblätter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOLOGIEENTWICKLUNG/EntwicklungsaufgabeJugend.shtml (2020-03-03).