Jeden Freitag versammeln sich Kinder und Jugendliche in ganz Europa unter dem Motto „#Fridays for Future“ um für sofortige und radikale Maßnahmen zum Klimaschutz zu demonstrieren. Sie folgen damit dem Vorbild der jungen Schwedin Greta Thunberg, die diese Initiative ins Leben gerufen hat. Dafür nehmen sie “ unentschuldigte Fehlzeiten“ und schlechte Noten in Kauf. Sie argumentieren, dass sie in der Schule nicht für eine Zukunft lernen möchten, die es vielleicht nicht geben wird, wenn der Klimawandel nicht umgehend gestoppt wird.
„Schülerinnen und Schüler lernen ihre Rechte auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kennen und erleben, wie sie sich zivilgesellschaftlich engagieren sowie bei der Gestaltung öffentlicher Angelegenheiten mitwirken können. In diesem Sinne erhalten sie die Gelegenheit, sich zu erproben und dabei ihr eigenes Handeln und das ihres Umfeldes kritisch zu reflektieren. „(MBJS LB, S.1, 2017) So lautet der dritte Satz der pädagogischen Grundsätze des aktuellen Rahmenlehrplans des Landes Brandenburg. Und endlich tut sich etwas in unseren Kindern und Jugendlichen, einer Generation die viele schon an den Konsum und die Spielkonsole verloren geglaubt hatten. Nun sind die Schulen gefragt! Nicht, indem sie Kinder und Jugendlichen für ihr Engagement bestrafen, sondern, indem alle die vielen Spielräume ausnutzen, um sie zu unterstützen. Indem Pädagog*innen und Eltern ihnen ernsthaft zu hören und darin vertrauen, dass sie es ernst meinen. Indem wir als Erwachsene ihnen zutrauen, dass sie politisches Engagement und schulischen Erfolg unter einen Hut bringen möchten und können.
Wir glauben, dass unsere Gesellschaft der Zukunft nichts dringender benötigt, als mutige, engagierte und mündige Menschen, die globale Themen angehen, Lösungen suchen und einfordern und Verantwortung übernehmen. Für ihr eigenes Handeln und für unsere Gemeinschaft. Und wir als Elterngeneration haben den Auftrag, die Kinder und Jugendlichen in der Entwicklung zu solchen Erwachsenen zu unterstützen und zu begleiten. Verändern wir doch einfach unsere Perspektive und sehen, dass unsere Kinder und Jugendlichen sich gerade ein immenses gesellschaftswissenschaftliches Lernfeld erschließen, sich für komplexe naturwissenschaftliche und ökonomische Zusammenhänge interessieren, Solidarität, Vernetzung, demokratische Selbstwirksamkeit und Selbstorganisation üben, ohne dass wir oder die Schule sie dazu motivieren mussten. Fächerübergreifend, jahrgangsübergreifend, selbstorganisiert, wie man es als Pädagog*in nicht besser hätten planen können. Am Leben für das Leben. Und dass ihr Engagement nicht nur auf eine Verbesserung ihrer eigenen Situation abzielt, sondern ein Thema zum Inhalt hat, dass uns alle angeht und eines der drängendsten Probleme der Gegenwart darstellt. Unsere Kinder gehen nicht für sich sondern für uns alle auf die Straße!
Statt den Kindern und Jugendlichen Steine in den Weg zu legen, nutzen wir den Schwung und die Begeisterung doch, um uns selbst inspirieren zu lassen in unserer Arbeit mit ihnen. Wir können mit ihnen gemeinsam Strategien überlegen, wie wir ihr Engagement aus der „Illegalität“ holen, können inhaltliches Fachwissen vermitteln und Räume für Diskussionen bieten, um damit Wertschätzung für die Meinung der Menschen zu demonstrieren, die die Gesellschaft von morgen sein werden. Gemeinsam können wir kreative Wege finden, Schule und politisches Engagement gut miteinander zu vereinbaren.